f273 Fred Keil Erkenntnistheorie 5 Teil 2 Nr.273 Aachen 2005 Das Ich entfaltet im Augenblick des Erlebens ein sogenanntes Drittes, welches im Nachhinein als Subjekt und Objekt vor- gestellt wird. Ebenso werden Raum und Zeit im Nachhinein vorgestellt. Da aber der nächste Augenblick ebenso beschaffen ist, wird wiederum ein Drittes produziert, welches erneut als Subjekt, Objekt, Raum und Zeit interpretiert wird. Die Schlüsselfigur ist das produzierende Ich oder Selbst oder Subjekt, welches ebenfalls in das Dritte eingeschmolzen wird. Es ist ebenso unerkennbar wie das Objekt. Diese Struktur bedingt einen Mechanismus der Projektion, sodass in den letzten Gründen das Subjekt sich selbst wiederfindet. Ob aber der Kosmos belebt oder etwas anderes oder gar nicht ist, lässt sich nicht beantworten. Das positive Weltbild, welches von toter Materie ausgeht, widerlegt sich ständig selbst, indem es Lebensvorstellungen verkapselt und maskiert wieder in sich hinein nimmt. Ob Energiebegriff, Zufall, Natur usw, sie stehen für die gleichen dynamischen Strukturen, die man auch als lebendig bezeichnen kann. Auch die Separierungs- techniken der Positivisten weisen nicht tiefer oder hinaus, sondern bleiben innerhalb der subjektiven Vorstellungswelt. Es gibt gar kein Hinauskommen. Diese Einsicht, in seiner Vorstufe als Gefühl der Enge von vielen gespürt, ist eine der Triebkräfte des Impluses zur Freiheit. Schopenhauer hat in seiner Konstruktion des Willen diese Enge ebenfalls dargelegt und den Ausweg im bewussten Verneinen der Triebe gesehen. Sowohl die Enge, als auch die Befreiung in der Anschauung basieren auf dem identitäts- logischen Irrtum, der letztlich a gleich a wörtlich nimmt. A ist immer nichtidentisch A. Daher sind die Aussagen zur Kohärenz falsch. Leibnitz irrte hierin ebenso wie fast alle Philosophen der Geschichte. Adorno hat eine Tür aufgestossen, deren Konsequenzen noch gar nicht durchdacht sind. Sämtliche Folgerungen berühren das Paradoxon der Produktion. Sie ist gültig und nichtidentisch, wahr und falsch zugleich. Deshalb ist Freiheit mit Unfreiheit legiert, und die Anstrengung des Erkennenden ist es, Freiheit auszuschmelzen. Spekulationen Die Einsicht in nichtidentische Vermittlungen führt meist zur Erfassung der bisher gelebten Enge. Die Folge ist eine Aufwertung der Spekulation und des Experiments. Dahin gehört die erstmalige Verwendung des Feuers in der Vor- geschichte, die antike Naturwissenschaft mit ihren Modellen der vier Grundelemente und erst kürzlich die Relativitäts- theorie. Im philosophischen Denken, welches sich arbeits- teilig mit Beginn der Neuzeit von den übrigen Wissenschaften seperat entwickelt hat, gibt es die Spekulationen der Pantheisten und zuletzt des Idealismusses. Die Zeit ist nach Einstein gebunden an die anderen Grund- parameter, sie gilt als unbegrenzt. Das Einsteinsche Gebäude verlangte nach einer konstanten Endgeschwindigkeit, die mit der Lichtgeschwindigkeit gegeben ist. Die Astrophysik hat unterdessen einige Konstanten in Frage gestellt, darunter die Fluchtgeschwindigkeit und die Konstante Alpha im Atomkern. Ebenso sind die Lebensdauer der Protonen und das mutmassliche Alter des Universums grob definierbar geworden. Im Mikrokosmos sind einige Überraschungen entdeckt worden: Bakterien, Viren usw. weiter im Kleinsten: Quarcks. Es spricht nichts dagegen, dass sowohl Konstanten als auch Grenzen von Dimensionen aufgeweicht werden. Protonen haben gemessen an den organischen Lebewesen eine gewaltig längere Lebensdauer. Noch größere Wesen, die vielleicht in der Grössenordnung von Universem liegen, haben vielleicht eine, gemessen am menschlichen Leben gewaltig kürzere Lebensdauer. Sie zünden vielleicht für einen kaum messbaren Augenblick und verlöschen dann wieder. Aus der Zeitperspektive von Protonen verlöschen organische Lebewesen ähnlich schnell. Dies bedeutet, dass die Vermittlungen innerhalb dieser Superwesen mit entsprechen- den Geschwindigkeiten erfolgen, die unfassbar gross sind und ein Trilliarden- oder noch viel Mehrfacheres der Licht- geschwindigkeit betragen. Keine Wirklichkeit Der Versuch Realität auf einen Begriff zurückzuführen, ist ein psychologisches Phänomen. Erfolgreiche Lebenstechniken gehen aus von einem praktikablen Weltbild und einer Kohärenz aller in ihr vorkommenden Teile. Weder Energie, noch Naturgesetze, Leben usw. sind mehr als Ausdruck dieser Techniken. Sie sind keine Realität, vielmehr lassen sich die nichtidentischen Anteile in allen Strukturen nachweisen. Wenn auch im Mikrokosmos leichter Analogien zwischen Elementarbausteinen und Lebewesen sich finden lassen als zu Additionen oder identitätslogischen Sätzen, beweisst das nicht die Existenz einer "Lebensenergie" im Kosmos. Vitalismus erklärt die Welt nicht besser als Positivismus. Zur Kritik steht die Methode, und zentral der kohärente Kosmos. Am Gegenpol dazu, dem absoluten subjektiven Idealismus, lauert das gleiche Problem. Was heisst "Ich"? Es ist eine Struktur und eine Vorstellung davon, die durch- setzt ist mit Nichtidentischem, nicht weniger als der Kosmos. Ein komplexes Modell, wie das der Analogien zwischen Steuerungszentren von Lebewesen und vermuteten in sub- atomaren Bereichen, verhilft dazu, auf beinah mythische Begriffe wie Natur, Naturgesetze usw. verzichten zu können. Dennoch gilt auch für die besseren Modelle die Einschränkung dass sie keine Realität oder Wirklichkeit repräsentieren sondern Werkzeuge zur Lebenstechnik bereit stellen. Die Vermengung von religiösen Vorstellungen und harmon- istischen Wunschvorstellungen fällt hinter die modernen Wissenschaften zurück. Der Begriff der Lebensenergie taugt nicht mehr sondern weniger als der der physikalischen Energie. Die Kritik am Kohärenzprinzip weist in eine andere Richtung: Kosmos ist nur als Einheit in der Vorstellung möglich. Was "wirklich" ist gehört nicht zusammen und ist auch nicht zu erschliessen. Mit der Absage an die Wirklichkeit einer kohärenten Welt entfallen alle Singularitäten, ob man sie Energie, Gott, Leben usw. benennt. Singularität als Behelfswerkzeug für Modelle des Bewusstseins ist das Eine, Wahrheit aber eine andere Sache. Nichtidentisches ist nicht in einem Modell unterzubringen. Die Aufzeichnung des Paradoxons verschafft keine Anhilfe. Das naturwissenschaftliche Bestreben eine Weltformel zu finden, gleicht dem Versuch, mit einem Kurzschluss eine elektrische Maschine in Gang zu bringen. Gleich daneben liegt aber der Erfolg aus Miss- verständnissen. Man hat jahrtausendelang erfolgreich Feuer und Wasser verwendet obwohl man sie beide nicht verstand. Der schwerwiegendste Mangel des positiven naturwissen schaftlich gestützten Weltbilds ist die in ihm vollzogene Eliminierung eines tätigen Subjekts. Determinismus, Naturgesetze und Zufall bestimmen einen Kosmos willenloser Objekte. Verständlich ist dieses extrem verkehrte Denken als Reflex gegen den Monotheismus und totalitären Feudalismus. Er enthält ein kommunistisches Element. Der König soll nicht herrschen, Gott soll nicht herrschen, weil keiner herrschen soll, nur das Gesetz, d.h. die Naturgesetze und der Zufall, die jedem eine gleiche Chance geben nichts als Objekt unter Objekten zu sein, so wie im ehemals realen Sozialismus jeder arm sein durfte. Diese Vermengungen in den Vorstellungen auch exakter Denkweise sind philosophischem Denken inakzeptabel. Man muss die Kategorien auf ihre Funktion hin prüfen. Die Gefahr der Wiedereinführung theologischer Projektionen wird nicht gebannt durch den wenig reflektierten Gegensatz zwischen einer toten oder lebendigen Materie. Tot ist im Kosmos nichts, aber lebendig nur weniges. Besonders die Naturgesetze sind Okkultae, wie ehemals Gottvater, Sohn und heiliger Geist. Die Krititk der Methoden zeigt das Nicht- identische. Unter diesem Licht sind alle Oberbegiffe wenig wert, ob sie dem positiven, dem idealen oder theologischen Denken entspringen. Hinter den Kulissen der Begriffe aller Ideologien wirken die Sätze, die sozusagen zwischen den Zeilen stehen. Die Idylle und die Harmonie, die den Weltbilder wie zu schwere Sosse übergossen sind, tragen konservative Stempel. Sie sollen einlullen und wie in den Wissenschaften die Doktoranden zum Strammmstehen vor unangreifbaren Autoritäten verhelfen. Die Esoterik ist so reaktionär wie der Stalinismus und der Kapitalismus der "Globalisierung". Hier zeigt sich eindeutig der Vorrang sozialer Bezüge im Denken und die Herkunft des Denkens aus der Vermittlung. Dies sind, wie seit der Vorzeit die wahren Gründe theologischer Herrschaft, und sie werden vollständig vernebelt. Es geht nicht um "Energie", "Leben", "Geist" oder " Materie", sondern um den Anspruch auf Identität, die graue Eminenz jeder totalitären Herrschaft. Quantität und Qualität in der Naturwissenschaft werden zugunsten der definierbaren Quantität einseitig theoretisch integriert. Da dieses Verfahren sich mit mathematischen Strukturen synchronisieren lässt, verhilft es zu einer Vielzahl von produktiven Erfolgen. Die theologischen Ideologien versuchten Quantität in eine oder mehrere Qualitäten einzuziehen, im Monotheismus in eine Singularität. Das unausbleibliche Scheitern dieser Prozeduren, ihre Verblendung und Irrationalität haben den Blick frei gemacht für weitgehend selbstständige Strukturen im Makro- wie im Mikrokosmos. Die Vorlieben für mythische Überhöhung und göttliche Singularität wirken weiter. Die widerspruchs- freie letzte Weltformel ist die um den Irrtum des persön- lichen Gottes gereinigte und wiederauferstandene göttliche Singularität. Sie ist aber genau betrachtet das projezierte Ich selbst, welches durch strengen Bezug aller Operationen zu sich selbst hin, zu einem Punkt gelangen muss. Der Energiebegriff ist, wie auch der der Materie, eine struktur- elle Täuschung, die aus den Grenzfunktionen ableitbar ist. Dass sie dabei gleichzeitig nützlich sein kann, widerspricht nicht dem Gesagten, sondern bestätigt es. Jeder Reisende, der die vorbeiziehenden Räume auf sich beziehen kann, ist im Vorteil der besseren Lokalisierung seiner eigenen Bewegung gegenüber jenen anderen, die die Bezüge nicht herstellen können, auch wenn er sich irrt und sich selbst als Mittelpnkt der Welt sieht, an dem die Landschaft vorbeigezogen wird. Erfolg, die neue wunderbare Gottheit, ist ebenso wie alles Begriffliche durchsetzt mit Nichtidentischem, oder wie Lao Tse sagt:" Bald nimmt es zu und nimmt doch ab". In der europäischen Variante ist es im kollektiven Selbstmord durch Absterben und Aussterben makaber illustriert. Erkenntnis ist nicht nur eine aus eigener Kraft kommende Denkleistung sondern auch und oft genug ohnmächtiger Nach- vollzug stärkerer Mächte. So verhärtet sich mit dem Enger- werden der Welt und ihrer sozialen Geflechten auch das Erkenntnisinstrumentarium. Die Furcht vor Unbestimmtem, welches im Fetisch von Bild und Sprache berechenbar werden sollte, wurde scheinbar berechenbar durch das logisch mathematische Rüstzeug des Bewusstseins um den Preis der Verdrängung dessen, was sich der Zuordnung sperrt. Der Erfolg auf der einen bringt Verweichlichung auf der anderen Seite. Man sieht den Dingen nicht mehr ins Auge. Es sind auch im handfesten Leben scheinbar die furchterregenden Gefahren gestiegen. Ein unberechneter Meteor kann ab einer Grösse von etwa 1 Kilometer die Erde sterilisieren, wenn er trifft.Was man weiss, zeigt die Gefahren, die der Unwissende nicht kennt und macht erst sichtbar wieviel man nicht weiss. Wunschdenken geht einher mit Furchtsamkeit. Daher ist ein grosser Haufen Staub als Bild des Kosmos bei weitem beruhigender als andere ungewissere Vorstellungen, selbst wenn er einem Urknall entstammt, der sowieso längst vorbei ist. Vermittlung basiert immer auf den Konventionen der Totale. Sie werden seit unausdenkbaren Zeiten als Bewegungsstrukturen verankert und verbreitet. Die Bildung von Zentren ist in den einfachsten Modellen der Mittelpunkt des kreisenden Systems. Bei komplexeren Wesen bildet sich ein herausragendes Steuerungszentrum, welches die älteren selten vollständig ablöst sondern in Kooperation einbindet. Die Latenzebene lässt sich beschreiben als jene Raum-Zeit- struktur, die nicht zur vollständigen Widerspiegelung des Subjekts führt, also auch nicht zur Wirkung der 3. Grenz- funktion ausreicht. Es fehlen ihr die wesentlichen Parameter des Lebens: Wachstum und Reproduktion. Die Anbindung des Subjekts an Mikro- und Makrokosmische Lebensprozesse erscheint unterbrochen. Dies könnte daran liegen, dass die Lebewesen alle zwischen sich und den Wesen der mikro- und makrokosmischen Ebene liegenden Wesen verdrängt haben, so wie die menschennahen Primaten vom Homo Sapiens verdrängt worden sind. Dieser Prozess ist nicht auf der Dingebene begreifbar. Anders ist es, wenn die Bewegungsstrukturen betrachtet werden. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Latenz- ebene die Ebene, die vom Nichtidentischen bestimmt wird. Produktion erzeugt Nichtidentisches, komplexe Produktion würde zur Bündelung im Subjekt und zum Vermittlungs- abbruch führen. Dieser Prozess ist in der Arbeitsweise des Bewusstseins beobachtbar. Es filtert den überwiegenden Teil der empirischen Eindrücke aus um wenige davon in Produktionsmodelle einzubauen. Insofern ist die Latenz- ebene mehr als nur perspektivisches Resultat. Ein hypothetischer Anfang: Aus einem unbestimmbaren Zentrum tritt eine kugelförmige Welle aus, sie verbreitet sich, wird zurückgeworfen auf das Zentrum, erfährt dabei eine Modulation, die beim nächsten Autritt aus dem Zentrum rudimentär erhalten bleibt. Wieder wird die Welle zurück- geworfen und erhält eine weitere, der älteren aufgelagerte Modulation. Viele solcher strahlenden Gebilde senden sich überschneidende Wellen aus, die sich gegenseitig modulieren, zurückgeworfen werden und verändert wieder beim nächsten Impuls austreten. Allmählich bildet sich eine, sich selbst modulierende Struktur heraus, die sich verwandelt und zugleich ältere Modulationen rudimentär erhält. Diese Erhaltung gelingt durch Wiederholung des gesammten bisherigen Modulations- und Strahlungsprozesses in abgekürzter und abgewandelter Form. Es ist ein ständiges Ein- und Entpacken bisheriger Bewegungen und Modulationen. Käme dieser Prozess zum Stillstand, bliebe nichts übrig. Im Gegensatz dazu geht man im Urknallmodell von einem Abkühlungsprozess aus, bei dem die Elementarbausteine und Galaxien herauskondensieren. Dies ist ein weiterer kaum nachvollziehbarer Lapsus der naturwissenschaftlichen Spekulation. Es gab eine Zeit, wo man an Urzeugung aus dem Schlamm glaubte. Wie man aber komplexe Teile und Strukturen, wie sie in den Elektronen und Protonen, noch mehr in den Atomen auftreten, als Folgeerscheinungen einfacher thermischer Abkühlung interpretieren kann, wird rätselhaft bleiben. Der Zufall und die Naturgesetze müssen herhalten um die Lücken der Spekulationen zu fülllen. Das ganze mechanische Weltmodell ist sehr nach Masstäben der frühen Manufakturindustrie geprögt, wie ehemals der Geisterglaube geprägt war von der magischen Epoche der Vorzeit. Erstaun- licherweise hat die Grundlagenforschung wider eingefahrene Prämissen die Quanten entdeckt und die letzten Reste von Festem in Bewegungen aufgelöst. Es bleibt noch die Ver- flüssigung der Konstanten und die Aufklärung über die Natur- gesetze, das heisst die Entdeckung der Strukturen, die sie hervorbringen. Spekulation: Wenn die wichtigsten Steuerungsgrundlagen der Reproduktion von organischen Lebewesen in den Chromosomen und in den Bewegungsstrukturen gespeichert sind, könnten in den Atomen oder in den Quarcks die wichtigsten Grundlagen der anorganischen Wesen gespeichert sein. Zum Makrokosmos: Die wichtigsten Grundlagen der übergrossen Wesen könnten in den Strukturen der Sterne oder ebenfalls in den Molekülen oder Atomen gespeichert sein. Aber es wären nicht wie bei Leibnitz die Wesen verkleinert komplett gespeichert sondern nur wenige wichtige Grundstrukturen und die Bewegungs- strukturen die zu den höheren grösseren hinaufführen. Somit wären die galaktischen Superwesen im Mikrokosmos präsent und Spuren von ihnen zu finden. Auch die Astro- physik findet vielleicht Spuren davon. Dabei tritt das Paradoxon der Perspektiven auf: Aus subjektiver Perspektive sind alle diese Strukturen subjektiv aus etwas ganz anderem hervorgebracht. Die Rückführung vom Dritten auf die vor ihnen gewesenen Subjekte und Objekte kann nicht gelingen, sodass an den Grenzen des Subjekts Wesen erscheinen die sind und nicht sind und die zugleich widergespiegeltes Subjekt sind. Ferner ist, da die Kohärenz produziert wird, ohne Produktion kein Drittes und keine Kohärenz. Dennoch fällt nicht alles ins Nichts oder ins Nichtidentische zurück, da der Vorrang der Produktion immer Grenzen und ihre Erscheinungen hervorbringt: Ohne Identisches kein Nicht- identisches. Auch der 4. Grenzfunktion kann man nicht entrinnen. Das Bewusstsein beginnt mit dem Empfinden eines Zentrums und der Wahrnehmung der Aussenwelt. Später werden daraus das Ich und die Welt, Subjekt und Objekt. Dies gilt für das Hervortreten des Bewusstseins im jungen Menschen jeder Generation ebenso wie für das erste Auftreten in der Früh- geschichte der Lebewesen. Es ist eine ununterbrochene Produktion, die Details selektiert und Teile verbindet. Wesentlich ist sie Vermittlung, die selbst wieder aufteilbar ist in Fernwirkung, also vorwiegend Mitteilung, und Nah- wirkung wie Assimilation, Austausch und Verdauung. Daher sind Prozesse ohne Beteiligung des Subjekts nicht möglich, Objektivität ist nur durch Produktion. Deshalb sind entfernte Ereignisse wie z.B. Supernovae ebenso nicht möglich wie auch atomare Kettenreaktionen ohne das Subjekt. Diese Sichtweise erscheint unsinnig, und doch ist sie erkenntnistheoretisch zwingend. Es fehlt daher ein Baustein im Modell, der das Unsinnige richtig erscheinen lässt. Der Begriff des Subjekts ist der Schlüssel. Es steht vor jedem produktiven Schritt. Es könnte wie das Kantische Intelligible Ich ein Subjekt sein, welches zugleich alle Subjekte in einem ist, wie auch jedes einzelne für sich. Diese Konstruktion setzt aber Vermittlung voraus, die im eben Entwickelten dem Subjekt erst folgt. Man muss also die Zeitstrecke und Zeitfolge untersuchen. Eine hypothetische Gleichzeitigkeit würde das universale Subjekt im Ganzen wie im Einzelnen ermöglichen und zugleich alle objektuven Messgrössen eliminieren. Man langt daher wieder bei einem Paradoxon an, welches in der produktiven Auftrennung in Subjekt und Objekt vorgezeichnet ist. Letztlich ist der Produktionsprozess eine Art Verdauung, es entsteht daraus das Verdaute als Bereicherung des Subjekts und das Unverdaute als Nichtidentisches. Weil aber dieser Vorgang nicht einseitig erfolgt, wird auch das Subjekt vom Einverleibten verändert. Die Ohnmacht der rationalen Modelle gegenüber diesen Strukturen rührt her aus ihrer Inkompatibiltät mit jeder Nichtidentität. Das Herzstück der Gleichungen, die Identität, ist nicht zutreffend. Demokrits und Leibnitzens Bestreben unter dem Wasser des Stroms kleine feste Steinchen zu sehen, führt zu dem Bild, dass die Steinchen auch nur flüssig sind. Man braucht das Feste und muss seine Irrealität durchschauen. Das Paradoxon ist unausweichlich. Sartres zentraler Begriff des Absurden könnte hier seine Berechtigung erhalten. Das Stehenbleiben beim einmal vorgefundenen Bild, das Festhalten am Glauben an das Atom, wie Demokrit es sah, ist historisch überholt. Es war und ist nur vorübergehend praktikabel. Okkultes und obskurantes Denken ist ausgezeichnet durch unkontrollierte Vermengung von Begriffen und ihrer emotinalen bzw. libidinösen Besetzung, in Freudscher Terminologie. Ferner sind die Verknüpfungen an wesentlichen Stellen offen oder pseudobegründet. Auch pseudologische Verknüpfungen sind üblich. Ferner finden sich unkontrollierte Übertragungen in logische Zwangssysteme, wie in der Mathematisierung der Sprache und dgl. Oft ist die letzte Motivation solchen Denkens die Suche nach einem Ziel, Ort, Zentrum oder Ursache, aus welcher alles Wesentliche abgeleitet werden kann. Der Gottesbegriff hat jahrhundertelang Eingang gefunden in philosophische und naturwissenschaftliche Systeme und ist verkapselt noch immer zu finden. Ob Natur, Energie, Urknall usw., sie haben die Funktion eines Pseudogottebegriffes als ein universaler Kurzschluss des Geistes übernommen und die Hoffnung auf eine letzte Erkenntnis und Erlösung genährt. Zu unterscheiden davon ist der Energiebegriff der Physik als theoretisches Werkzeug, in jenen Bereichen in denen Erfolge produktiver Art möglich sind und wo Modell und Wirklichkeit nicht zusammen geworfen werden. In kosmologischen Modellen ist aber diese Zusammenwürfelung nach Art des okkulten Denkens anzutreffen. Man sucht nach einer wirklichen Energie, einer letzten realen Grösse. Erkenntnistheoretisch ist eine universale Energie nur ein Effekt, der aus dem identifizier- enden Denken kommt und der Unschärfe, wie sie in den Grenz- funktionen auftritt. Kurz vor der Nichtschwelle erscheint eine Homogenität, die sich auch praktisch nachweisen lässt, so wie optische Täuschungen durchaus auch mit astronomischen Geräten gezeigt werden können. Ein Beispiel: Zwei nebenein- ander stehende Sterne können relativ zum Beobachter neben- einander stehen oder auch hintereinander. Wenn im letzten Fall der weiter stehende sehr hell ist und dem Spektrum des vorstehenden nahekommt, kann man beide für ein Doppelstern- system halten. Der Energiebegriff ist aber mit Nichtidentischem durchsetzt wie alles Erscheinende und daher prinzipiell in Qualitäten auflösbar. Der Begriff der Individualität, der im Begriff der Qualität eine Funktion ist, definiert immer eine identische Struktur und lässt Nichtidentisches aussen. Ohne Nicht- idenität keine Grenze, keine Unterscheidung, keine Auftrennung der Homogenität in Objekte, keine Welt. (1. Grenzfunktion). Energie lässt sich in Qualitäten auflösen, letztlich enthält sie wieder eine eigene Welt. In der 7. Grenzfunktion entsteht immer der ganze Zusammenhang. Die Unmöglichkeit eines Anfanges trifft zusammen mit der Vorherrschaft des Augen- blicks, jener Grösse, die den geringsten Anteil an Nicht- identischem hat. Zur Zeit liegt die Auflösung des Energie- begriffs in Qualitäten unterhalb der Nichtsschwelle, die Weltformel erscheint noch möglich, doch der Schein trügt. Der Begriff der Bewegung ist nicht minder problematisch als der Begriff der Energie. Jener enthält aber noch die Anlehnung an den Weg: Be-weg-ung, also an eine Struktur in einer Zeit und einem Raum. Im Begriff der Energie sind diese Dimensionen stärker verdeckt. Es ist aber kein summarischer Oberbegriff haltbar, der mehr sein kann als temporäres Instrument, welches nur innerhalb begrenzter Anwendungen bestimmbar ist und nicht eine universal definierbare Sache vertritt. Die Kohärenz des Universums oder weiter gefasst, der Totale ist nicht das, was alles umfasst sondern nur das, was auf das Subjekt bezogen sich auswirkt. In der Welt des Subjekts ist Kohärenz zwingend. Sie verbindet alles mit allem. Dadurch wird philosophische Spekulation für die Psychologie des Subjekts ein wesentlicher Bestandteil. Eine enge Welt- sicht der Totale entspringt einer eng angelegten Psychologie und eine solche bedingt wiederum eine beschränkte Sicht der Welt. Im Subjekt entsteht der Zusammenhang von Weltsicht, sogenannter Tugend und Lebensart. In den Religionen wird dies verbogen zu Forderungen wohlgefälligen Verhaltens, das der Priesterkaste zunächst, später der politischen Führung nützt, welches mit Gehorsam und Glauben charakterisiert ist. Es werden Pseudoursachen gezeigt, nach denen Götter mit Menschen reden und Wohlverhaltem mit guten Leben usw. belohnt wird, Fehlverhalten göttliche Bestrafung nach sich zieht. Die Überlegenheit der europäischen Eroberer in Lateinamerika seit Columbus beruht letztlich auf der Emanzipation des Denkens und der Enttabuierung der Wissenschaft. Der Begriff der Freiheit erhält seine Faszination vielleicht durch die tiefe Verwurzelung in allem Lebenden. Die Lebewesen ringen nicht nur um Ordnung und Wiederholung, sondern sie produzieren auch Abweichungen und Chaos. Keineswegs resultiert dies nur aus Zufällen oder Unfällen. Wenn kleine Hunde sich balgen, Kinder andere ärgern oder Jugendliche Diebstähle begehen, steht dahinter auch der Impuls zur Unordnung und zur Freiheit. Er wird nicht erschöpfend verstanden als Befreiung von etwas oder als Spieltrieb, sondern in ihm kommen nichtidentische Strukturen - obwohl der Begriff schief ist - zum Zuge. Leben ist nicht eine geordnete Veranstaltung, selbst das Überleben ist so streng nicht beabsichtigt. Nietzsche sagt deshalb: über allem steht der Zufall, der Übermut und das Ungefähr. Wenn man die Strahlenkugel der Sonne, Funkwellen, Wärme- quellen usw. betrachtet, ist es verständlich, dass die Frei- heit eine elemenare Dimension ist, der die Ordnung mühsam durch Kreisbildung abgerungen wurde. Es kann allerdings eine subjektive Projektion vorliegen, die diese Aufspaltung in Freiheit und Ordnung vortäuscht. Sie ist aber als Hilfsmittel wichtig. Man versteht das Leben nicht, wenn die Strukturen nur identisch aufgefasst werden und dem Zufall das angerechnet wird, was aus Freiheitsimpulsen kommt. Ohne Kreation und Freiheit ist keine Entwicklung denkbar. Am Anfang der geistigen Entwicklung in der menschlichen Art- geschichte steht das Hand-werk. Der handwerkliche Erfolg entschied zunächst über alles: Krieg, Überleben, Fortschritt. Die Naturwissenschaften, die Mathematik sind Erben jener frühen Entwicklung. Sie haben auch Vereinfachungen über- nommen. Der Determinismus, das ins Extrem gesteigerte Identitätsdenken bekommen ihre Erfolge aus dem Funktionieren des handwerklichen Produkts. In schwierigen sozialen Ver- flechtungen versagt es dann. Der Marxismus ist ein Beispiel für die Fallen identitätslogischen Denkens. Die zum mathe- matischen Modell erhobene Gesellschaftstheorie ist logisch richtig und praktisch falsch. Der Vorrang ökonomischer Gesetze bedarf derer, die sich ihnen unterwerfen. Ganze Epochen der Frühgeschichte kannten das nicht. Nichtidentisches ist kein Abfallplatz übrig gebliebener Dinge, sondern der Raum, in welchem das Denken nur ein quirliger Punkt ist. Überraschungen sind deshalb in jeder Weise und von überall her möglich. Geister sind dagegen völlig harmlos. Sie sind überschaubare Projektionen und Halluzinationen. Einer der Gründe, warum eine gewisse Stabilität im mensch- lichen Leben erreicht wird, kommt aus der Selektion und Ausrottung ähnlicher Lebewesen. Alle früher zwischen dem Vor-Menschen und dem Homo Sapiens lebenden Menschenarten sind ausgestorben. Ein ähnliches Bild ist auch im Mikro- kosmos zu sehen. In jüngster Zeit brachte die Grundlagenforschung Modelle von Quarcks heraus, in denen von ursprünglich sechs verschiedenen Arten ausgegangen wird, wovon zwei bereits in der Frühgeschichte des Universums wieder verschwanden. Ein ganz anderes Modell könnte als Störmodell der kosmo- logischen Geschichte umschrieben werden. Demnach ist das Universum eine konservative Singularität, die durch eine Störung in Bewegung geraten ist und über viele Zwischenstufen das heute bekannte Universum hervorgebracht hat. Auf einer bestimmten Höhe bildeten sich Steuerungszentren in den Lebe- wesen, sodass neben den Störungen nun zielgerichtete Kräfte wirksam wurden. Verständlich ist diese Konstruktion als Folge bürgerlicher Opposition gegen die alten Mächte, da sie die Entstehung von theistischen Gebilden in Mikro- und Makrokosmos methodisch ausschliesst. Aber die Naturgesetze bleiben unaufgeklärt. Aus den Grenzfunktionen lässt sich ableiten, dass dieses Weltbild eine unentwickelte, unfertige Projektion ist. Der lebendige Impuls wird für die ausserorganischen Ebenen aus- geschlossen, so wie man früher bei Tieren Bewusstsein und Seele ausschloss. Da dieser Ausschluss mit dem Fall der physikalischen Konstanten fragwürdig geworden ist, wird die Problematik übergangen, so wie das Problem der Seele über- gangen wird. Die Feststellung, dass es keine vom Körper unabhängige, seperate Seele gibt, ist zutreffend aber keine Lösung. Es gibt eine sozusagen virtuelle Bündelung im Organismus, die alle Funktionen übernimmt, die der Seele und dem Bewusstsein zugeschrieben wurden. Es ist ein Steuerungszentrum, welches seinen Radius mit ausgelagerten Medien erweitert und eine partielle Selbstständigkeit erworben hat. Mit dem Versuch eine Geistesgeschichte zu schreiben, wollte man im deutschen Idealismus den Steuerungs- zentren der Menschen, oft auch phantastischen Gebilden, wie Hegels Weltgeist, eine Herrschaftsrolle zuweisen. Wahr ist diese Sichtweise als logisch zuende geführte subjektive Perspektive. Sie steht aber in einer Art oszillierendem Verhältnis zur sogenannten objektiven Perspektive, sie ist gültig und ist es nicht. Die Vermutungen Demokrits und Leibnitzens sind genau umgekehrt eingetroffen. Die letzte unteilbare Grösse ist keine Materie, nicht in Ruhelage und in ihrem jeweilgen Zustand nur in Wahrscheinlichkeitsrechnungen erfassbar. Damit ist das Bild eines maschinell funktionierenden Universums gescheitert. Die Auflösung der Messgrössen ins immer Kleinere führt zur zunächst besseren Handhabung des Materials, - die Modelle der Latenzebene scheinen wirklich zu sein, - und zuletzt in den Quarcks zu nichtidentischen Vorgängen. ------